Darauf solle man beim Extensionskauf achten
Hallo,
wir betreiben im Sommer einen Salon auf Ibiza und können daher deine Frage anhand unserer Erfahrungen der letzten 20 Jahre beantworten. Das nur zur Info, damit Du unseren Hintergrund einschätzen kannst. Werbung wollen und werden wir hier nicht betreiben.
Du solltest Dich entscheiden, welches Strähnengewicht Du benötigst und aus welchem Material diese hergestellt sein sollen.
Zum Gewicht von Strähnen:
Die Standard-Dicke der Strähnen, die man in Deutschland kaufen kann ist 0,5 Gramm pro Strähne. Das ist das gesamte Gewicht inklusive des Bondings. Die Strähnen haben die für Deutsche Frauen angepasste Stärke von 0,5 Gramm, weil das Haar der typischen Frau aus Mitteleuropa ziemlich dünn ist, die Haarwurzeln sehr empfindlich.
Wenn Du also Strähnen irgendwo kaufst, auf denen keine Angabe des Gewichts ausgewiesen ist, bedeutet es, dass Du Strähnen mit 0,5 Gramm bekommt. Das ist das sog. verkehrsübliche Strähnengewicht für den Deutschen und Mitteleuropäischen Markt.
In Südeuropa sind dafür 0,7 Gramm Strähnen üblich, weil die Frauen dort viel dickeres Haar als wir hier haben. Das Haar ist borstiger und sehr fest. Auch die Haarwurzeln sind weniger empfindlich und stärker.
Möchtest Du dickere Strähnen von 0,7 oder sogar 1,0 Gramm haben, musst Du darauf achten, dass Du Strähnen kaufst, auf denen das extra ausgewiesen ist, weil es quasi eine Sonderbestellung ist.
Viele Frauen glauben, je schwerer eine Strähne ist, desto besser. Weil man bekommt dann ja *mehr*...
Was leider falsch ist. Dazu aber später mehr.
Anfangs, als die Haarverlängerungen vor ca. 15-20 Jahren in größerem Stil eingesetzt wurden, gab es ausschließlich 0,5 Gramm Strähnen. Damit gab es auch keine Probleme. Natürlich sehen sehr lange Strähnen dann extrem dünn aus, aber das ist normal. Man benutzt dann mehr Strähnen und schaut, dass die Bondings entsprechen klein gemacht werden. Was viele nicht wissen, früher hat man die Bondings einfach auf die gewünschte Größe zugeschnitten, so dass man möglichst kleine Bondings hatte. Heute achtet kaum noch Jemand darauf.
Später, als einige Hersteller und Großhändler meinten, sie müssten 0,7 Gramm Strähnen und 1,0 Gramm Strähnen auf dem Deutschen Markt anbieten, gab es viele Kunden mit dem Wunsch nach dickeren Strähnen als 0,5 Gramm. Die Kunden dachten, dickere und schwerere Strähnen wären besser, weil man dann weniger davon benötigen würde. Was falsch ist.
Wir mussten in unserem Salon aufhören die Stärken von 0,7 Gramm und 1,0 Gramm einzusetzen, weil es ständig Beschwerden und Probleme damit gab. Das lag zum einen daran, dass das Haar der mitteleuropäischen Frau recht dünn ist. Macht man in solches Haar eine Verlängerung rein, die aus dicken Strähnen besteht, kann man die Verlängerung deutlich sehen. Das Eigenhaar ist dünn und die Strähnen deutlich dicker! Darum werden dicke Strähnen nur von Frauen verwendet, die sehr dickes - Borstenartiges - Haar haben, so wie die Frauen in Südeuropa oder Indien.
Der andere Grund ist, das höhere Gewicht, das auf den Haarwurzeln lastet. Viele klagten darüber, dass bei der geringsten Belastung (beim Kämmen z.B.) die Haarwurzeln schmerzhaft aus der Kopfhaut herausgerissen werden. Auch wurde oft über Kopfschmerzen geklagt, weil die Kopfhaut durch die schwereren Strähnen ständig unter Spannung steht. Es gibt heutzutage leider immer noch Friseure, die dazu raten, sich dickere Strähnen reinzumachen. Allerdings muss man dabei wissen, dass diese Aussage nur deshalb getroffen wird, weil der Friseur dann weniger einzuarbeiten hat und schneller fertig ist. Er berechnet aber das gleiche. Noch vor 10 Jahren gab es nur die 0,5 Gramm Strähnen. Es gab damit keine Probleme wie heutzutage mit den dickeren Strähnen. Daher kann ich persönlich von dickeren Strähnen abraten und habe deshalb aufgehört diese anzubieten. Ich mache zwar auf ausdrücklichen Wunsch die 0,7 Gramm Strähnen den Kunden noch rein, aber das mache ich nur auf eigene Gefahr des Kunden und übernehme dafür keine Garantie.
Das nächste ist die Schnittform der Strähnen:
Es gibt sog. Single-Drawn und Double-Drawn Strähnen. Der Unterschied ist, dass Single-Drawn Strähnen am Bonding dicker sind und an der Spitze dünner. Je nach Länge der Strähne kann das sehr dünn an der Spitze werden, so dass nur wenige Haare dort zu sehen sind. Die Single-Drawn Strähnen sind dem natürlichen Haarwuchs nachempfunden. Würde man einem Menschen eine Strähne aus dem Haar schneiden, wäre diese am Haaransatz auch dicker, als an den Spitzen. Die Single-Drawn Strähnen sind Standard. D.h. wenn nichts anderes angegeben ist, bekommst Du immer Single-Drawn Strähnen mit 0,5 Gramm Gewicht. Ich empfehle die Single-Drawn Strähnen, weil sich diese Strähnen gut ins Eigenhaar integrieren und man nicht sehen kann, dass man eine Haarverlängerung trägt.
Die Double-Drawn Strähnen, sind am Bonding gleich dick, wie an der Spitze der Strähne. Diese Strähnen nutzt man, wenn man besondere Effekte erzielen will oder für bestimmte (seltene) Frisuren. Würde man Double-Drawn Strähnen für eine Haarverlängerung nehmen, würde diese extrem unnatürlich aussehen, so dass man die Enden dünner schneiden müsste. Möchte man Double-Drawn Strähnen haben, muss man das extra angeben oder extra danach suchen, denn Standard sind Single-Drawn Strähnen.
Das letzte wäre das Material:
Da gibt es das übliche Kunsthaar, welches auch bei Puppen und günstigen Perücken verarbeitet wird. Davon würde ich in jedem Fall abraten, weil dieses Material nur kurzhaltig ist und man es kaum pflegen kann. Ausserdem sehen die Farben unnatürlich aus. Es ist dafür sehr billig und eignet sich vielleicht für maximal eine Woche Tragedauer, z.B. für den Karneval.
Die nächste deutlich bessere Stufe vom Strähnenmaterial ist das Thermofiber. Viele sagen, dass es unterschiedliche Qualitätsstufen von Thermofiber gibt, was falsch ist. Es gibt nur 2-3 Hersteller von Thermofiber auf der Welt. Ausserdem ist der Herstellungsprozess so gestaltet, dass es keine Möglichkeit gibt auf Kosten der Qualität etwas einzusparen. Deshalb gibt es Thermofiber immer nur in gleicher Qualität zu haben.
Die Pflege von Thermofiber ist komplizierter als von Remi-Echthaar, es kann nicht gefärbt werden. Daher kauft man die Strähnen in der Farbe, die man tragen möchte und färbt dann das Eigenhaar entsprechend der Extensions ein. Der Clou am Thermofiber ist, dass es leicht gewellt und geglättet werden kann. Die Lockung, Wellung übersteht auch das mehrfache Waschen wäscht sich also nicht raus. Die Pflege muss zwingend mit antistatischen Pflegemitteln für Thermofiber erfolgen, weil die Haare auf Grund der Synthetik sich gegenseitig anziehen und miteinander leicht verheddern, was viele dann als Filz oder Spliss bezeichnen, was natürlich falsch ist, weil Synthetik nicht filzen oder splissen kann. Genauso wenig, wie eine Kunstpflanze verdorren kann ;-) Auch entsprechende antistatische Kämme und Bürsten sind wichtig. Aber: Wenn man sich die Mühe macht, das Thermofiber entsprechend zu pflegen, können diese Strähnen gleich lange getragen werden, wie Echthaar. Pflegt man das Thermofiber gar nicht, kann es bereits nach wenigen Tagen kaputt sein. Diese Erfahrung haben wir bei unseren Kunden gemacht. Thermofiber lohnt sich für Menschen, die bereits sind eine aufwendigere Pflege zu betreiben und dafür den Preisvorteil von Thermofiber nutzen können. Es ist ca. halb so teuer wie Echthaar.
Dann gibt es das minderwertige Echthaar. Warum minderwertig? Weil meistens das was als Echthaar verkauft wird, kein 100% Echthaar ist, sondern eine Mischung zwischen minderwertigem echten Menschenhaar ohne Schuppenschicht und einem Anteil Kunsthaar. Das Mischverhältnis liegt oft bei 70% Echthaar und 30% Kunsthaar. Das Färben soll möglich sein, jedoch muss bedacht werden, dass die enthaltenen Kunsthaarfasern keine Farbe annehmen werden und das Echthaar, welches keine Schuppenschicht hat, ebenfalls die Farbe nur schlecht annimmt. So ist das Färbeergebnis meist mangelhaft. Die Pflege ist schwierig, weil die Strähnen zum Teil aus Echthaar und zum Teil aus Kunsthaar bestehen. Beiden Materialien gerecht zu werden ist kaum möglich. Das sog. Echthaar ist preislich zwischen Thermofiber und Remi-Echthaar angesiedelt.
Das beste Material ist das Remi-Echthaar. Dieses besteht immer aus 100% Echthaarsträhnen, hat eine intakte Schuppenschicht, die sogar in die gleiche Richtung ausgerichtet sind. Das ist das Premium-Haar, welche leicht gefärbt, getönt und dauergewellt werden kann. Das Remi-Echthaar kann genauso gepflegt werden, wie das Eigenhaar. Es verursacht den geringsten Pflegeaufwand. Es ist aber auch das teuerste Material, welches erworben werden kann.
Meine Empfehlung daher: Entweder Thermofiber oder Remi-Echthaar.
Die Entscheidung aus Pflegeaufwand und Preis musst Du selbst treffen.
Strähnen kannst Du maximal 4-6 Monate tragen, bis diese ersetzt werden müssen.
Hoffen Dir geholfen zu haben.
Beste Grüße
Thomas & Sybille