Ein paar Tipps
Hallo browwny. Ich kann dich ja so gut verstehen. Ich bin auch Mischling und im Deutschland der 70iger Jahre alleine aufgewachsen.
Meine Mutter konnte mit meinen Haaren nicht umgehen und hat sich auch keine Muehe damit machen wollen. Ich habe ziemlich krauses Haar, wahrscheinlich krauser als Du. Meine Mutter hat meine Haare immer wie glatte Haare behandelt und ansonsten immer ganz kurz wie bei einem Jungen abgeschnitten, was fuer mich sehr schrecklich war und worunter ich fuerchterlich litt. (Meine Beziehung zu meiner Mutter ist unter anderem auch deswegen bis heute gestoert). Andere Leute (einschliesslich schlecht informierter Friseure) behaupteten dann immer, krauses Haar wuerde nicht lang.
Ca. mit 13 Jahren habe ich dann versucht, meine Haare lang wachsen zu lassen - ohne Erfolg. Ich sah meine ganze Kindheit und Teenagerzeit unmoeglich aus und habe mich geschaemt. Ich wollte immer sehr lange Haare haben und haette am liebsten eine Peruecke getragen.
Heute weiss ich, dass die Haare normal wachsen, aber aufgrund ihrer Trockenheit und Bruechigkeit ungepflegt noch schneller an den Spitzen abbrechen als sie wachsen. Ich habe circa 29 Jahre und einige Auslandsaufenthalte gebraucht, um zu wissen, mit meinen Haaren umzugehen und festzustellen, dass es in Wirklichkeit gar nicht kompliziert ist, krause Haare lang zu bekommen.
Von Relaxern und chemischen Behandlungen allgemein (einschliesslich Faerben) rate ich ab. Das trocknet die Haare nur aus und es gibt in Deutschland kaum gute Friseure fuer krauses Haar. Ich rate von Afro Friseuren fuer chemische Behandlungen eher ab, da afrikanische Haare nochmal anders sind. Auch von billigen, amerikanischen Produkten aus Afro-Shops rate ich ab, da die meisten von ihnen hauptsaechlich aus billigem Mineraloel bestehen, was lediglich die Pooren der Kopfhaut verstopft.
Ich benuetze hauptsaechlich kaltgepresstes und unraffiniertes Olivenoel, Rizinusoel oder Sheabutter(sehr gut, aber in Deutschland etwas schwierig zu finden). Musst ausprobieren welches Oel Dir am besten zusagt. Jedes Haar ist anders. Meine Haare sind sehr dick und trocken. Weiznkeimoel und Avaocadooel sind auch sehr gut. Jojobaoel ist gut fuer die Kopfhaut, Rizinusoel nur fuer die Spitzen und Laengen.
Damit reibe ich taegelich vor dem Kaemmen meine Haare ein. Die Haare lassen sich so auch besser kaemmen. Nur vorsichtig und mit einem grobzinkigen Kamm (am besten handgesaegte Herkules-Kaemme ohne Naht), da die Haare von Natur aus bruechiger sind, als glattes Haar.
Shampoo sollte sehr mild und natuerlich sein, am besten aus dem Reformhaus und fuer trockenes, strapaziertes Haar. Zwei Eigelb vermischt mit aehterischem Orangen-, Rosmarin oder Lavendeloel (mit der Haelfte Haare und Kopfhaut einreiben, ausspuelen, mit der anderen Haelfte erneut einreiben, 10 Minuten einwirken lassen, ausspuelen) ist ab und zu auch sehr gut.
Haare sollten moeglichst nur einmal pro Woche gewaschen werden, nicht oefter als zweimal pro Woche, denn zu haeufiges waschen trocknet die Haare aus. Kalkhaltiges Wasser macht die Haare auch kaputt. Eventuell mal einen Wasserfilter anschaffen. Nach jeder Haarwaesche eine gute Packung fuer strapaziertes Haar benuetzen und ca. 30 Minuten - 1 Stunde unter einer Plastiktuete einwirken lassen. Danach einen Leave-in Conditioner verwenden. Auf das nasse Haar noch ein bisschen Rizinusoel oder Sheabutter macht die haare weniger trocken.Vorsichtig mit einem grobzinkigen Kamm die noch sehr nassen Haare von den Spitzen beginnend durchkaemmen. Die Haare am besten lufttrocknen lassen. Foen sollte vermieden werden. Die nassen Haare einfach in ca.8 grosse Zoepfe flechen und trocknen lassen. Ab und zu Zoepfe zu tragen tut den Haaren gut und verhindert das abbrechen. Deshalb hat man das Gefuehl sie wachsen dann schneller. Ich rate jedoch von schlechten Afrofrisoeren ab, die zu sehr and den Haarwurzeln ziehen. Bei mir haben diese Frisuren immer Schuppen verursacht. Ich bin auch gegen synthetische Haare allergisch. Ausserdem sind sie extrem teuer. Am besten selber ein bisschen mit Frisuren rumexperimentieren. Vieles kann man selber machen. Ich gehe sogut wie nie zum Friseur.
Nachts solltest Du nie mit offenen Haaren ins Bett gehen. Das macht die Haare garantiert kapputt und sie werden nicht lang. Am besten schnell ein paar grosse Zoepfe flechten. Seidenschaal darueber bei sehr trockenem und bruchigen Haar ist ideal, aber nicht unbedingt noetig, da die Baumwolle des Kopfkissens dem Haar Feuchtigkeit entziehen kann. Tagsueber solange die Haare noch relativ kurz sind, ist ein Pferdeschwanz oder aennliches im Uebergang sehr gut.
Gut ist auch einmal im Monat vor dem Haarewaschen Olivenoel im Wasserbad etwas anzuwaermen (vorsicht nicht zu heiss) mit ein paare Tropfen aetherischem Orangen, Lavendel oder Rosmarin oel zu vermischen und Haare und Kopfhaut damit einzureiben, eine Stunde oder laengerunter einer Plastikhaube einwirken zu lassen und danach die Haare normal zu waschen.
Ich hoffe, Du kannst mit diesn Tipps etwas anfangen.