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Kapselfibrose: Oft ist ein Austausch nötig
Zumindest bei einem Teil dieser Frauen wird eine Folgeoperation notwendig, bei der nicht nur die Implantate, sondern auch Bereiche des umliegenden körpereigenen Brustgewebes entfernt werden müssen.
Ein Austausch des Kissens nach einer Kapselfibrose ist daher sehr problematisch. Denn, so Dr. Mario Marx, Chefarzt am Brustzentrum Elblandklinikum Radebeul: Um befriedigende Ergebnisse zu erzielen, ist ein gutes Implantatlager notwendig. Gemeint sind ausreichend Muskeln, Fett und Bindegewebe, die die Prothese einbetten nicht nur zum Schutz, sondern auch aus ästhetischen Gründen.
Frauen, die nach einer Brustamputation etwa infolge einer Krebserkrankung einen Brustaufbau wünschen, sollten sich im Vorfeld gut über die verschiedenen Möglichkeiten informieren, rät Mario Marx, Facharzt für plastische und ästhetische Medizin. Denn die Kapselfibrose tritt nach einer Strahlentherapie besonders häufig auf. Als Alternative empfiehlt er einen Aufbau der Brust aus Eigengewebe.
Doch auch ohne eine Kapselfibrose müssen Implantate manchmal ausgetauscht oder entfernt werden. In einem Bericht vom Juni 2011 zur Sicherheit von Brustprothesen schreibt die Food and Drug Administration, dass Brustimplantate keine unbegrenzte Lebensdauer besitzen und die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen steigt, je länger sie sich im Körper befinden.
Wenn Silikon in den Körper gelangt
Die Behörde bezieht sich dabei auf die Zwischenergebnisse einer Langzeitstudie. Danach ist es bei einer von fünf Patientinnen mit erstmaliger Brustvergrößerung innerhalb von zehn Jahren nach der Brust-OP erforderlich, das Silikonkissen zu entfernen. Bei Frauen, denen zum Beispiel nach einer Krebserkrankung mithilfe eines Implantats die Brust aufgebaut wurde, war nach diesem Zeitraum sogar bei der Hälfte eine Entfernung nötig. Als Ursachen kommen neben der Kapselfibrose verrutschte Implantate, Schmerzen oder Infektionen infrage.
Kissen müssen jedoch auch ausgetauscht werden, wenn beispielsweise die Hülle einreißt, denn dann kann Silikon aus dem Kern in den Körper gelangen. In einer früheren Studie an der Universität Duisburg-Essen wurde das Blut von Frauen untersucht, die von dieser Komplikation betroffen waren. Einige hatten mehr Silikone im Blut, als nach Modellrechnungen unter Zugrundelegung von Grenzwerten des Arbeitsschutzes eigentlich erlaubt wären, sagt Studienleiter und Umweltanalytiker Professor Alfred Hirner. Aber auch aus einem intakten Implantat tritt immer eine kleine Menge an Silikon aus, erklärt Felix-Rüdiger Giebler. Die Langzeitwirkungen dieses als Ausschwitzen bekannten Phänomens sind bisher nicht erforscht. Deshalb fordert er, dass Implantate unbedingt dasselbe Zulassungsverfahren durchlaufen sollten wie Medikamente.
In den USA ist das bereits der Fall. In Deutschland dagegen haben Implantate nur den Status eines Medizinprodukts und werden deshalb unzureichend geprüft, kritisiert Giebler. Die EU hat als Reaktion auf die Billigimplantate angekündigt, das Kontrollverfahren für Medizinprodukte zu verschärfen. Um Komplikationen und Probleme mit Implantaten verschiedener Hersteller schneller zu erfassen, fordert Professorin Bettina Pfleiderer von der Universitätsklinik Münster außerdem die Einführung eines nationalen Registers, in dem Silikonkissen beim Einsetzen wie auch bei der Entnahme registriert werden. Damit hätten wir endlich statistische Daten, sagt die Chemikerin und Medizinerin, und könnten viel früher als bisher feststellen, ob bei bestimmten Implantaten Häufungen von Rissen und Komplikationen auftreten.