Endlosfrust statt Superbrust,post-OP,post-OP,post-OP...
Ich möchte mich hier als Ex-Siliconträgerin vorstellen, um zum einen uralte, aber für mich nach wie vor aktuelle Probleme zu bearbeiten, aber auch um mit Euch ins Gespräch zu kommen und um Denkanstöße zu geben für Frauen, die noch vor der Entscheidung stehen. Ich hatte 27 Jahre lang Implantate, seit 6 Jahren bin ich sie los, endlich...Siliconimplantate zu haben, bedeutete für mich eine totale Beeinflussung meines ganzen Lebens, nicht nur eine Entscheidung, die man eines Tages trifft und fertig. Siliconimplantate zu haben war die katastrophalste Fehlentscheidung meines Lebens, würde ich heute sagen. Ex-Siliconträgerin zu sein, hat für mich heute eine Tragweite wie z. B. Ex-Alkoholikerin, Ex-Knasti oder Ex-Carcinompatient zu sein. Ich habe mich damals mit 20 Jahren leichtfertig zur BV entschossen, es war eine logische Verarbeitung von Minderwertigkeitskomplexen, in meinem damaligen Bewußsein war es lediglich eine Frage des Geldes.
Zuerst war ich glücklich damit, weil ich glücklich sein wollte, der Busen sah gut aus. Nach wenigen Jahren war mir klar, meiner war nicht wie der von anderen Frauen. Hart, unnatürlich, wie ein lästiger Fremdkörper kam er mir vor. Das Implantat war 125 ml klein, auf dem BM implantiert mit Narbe unterhalb der Brust, glattwandig, andere gab es damals nicht. Nach 5 Jahren suchte ich Rat bei PC, wollte das Implantat wieder los sein. Alles sei ganz prima, wurde ich belehrt, nach einer Implantatentfernung würden nur hängende Hautlappen übrig bleiben, kein Mann würde mich mehr anschauen wollen, bekam ich zur Antwort. Danach kamen zahlreiche Versuche, die Kapselfibrose Grad 4, die ich hatte, manuell zu sprengen, es tat unglaublich weh, krachte und knackste, aber besser wurde es nicht. Keine Frau, die es nicht selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, was es bedeutet, mit einer knochenharten Brust gestraft zu sein. Umarmungen galt es zu vermeiden, Erklärungen abzugeben war grundsätzlich im falschen Moment angesagt und äußerst angstbehaftet. Am Strand traute ich mich weder auf dem Bauch noch auf dem Rücken zu liegen (auf dem Bauch tat es weh, auf dem Rücken sah man steile Hügel aufragen). Schließlich habe ich für viele Jahre kapituliert, versucht mich damit abzufinden. In dieser Zeit trug ich nur weite Klamotten, damit keiner merkte, daß ein Busen überhaupt vorhanden war. Nach 17 Jahren kam der Entschluß , die Implantate austauschen zu lassen, es heiß, eine Kapselfibrose sei mit den neueren Implantaten so gut wie ausgeschlossen. Prima war das Ergebnis, aber nur wenige Wochen lang, dann war sie wieder da. Es kamen erneute nutzlose manuelle Kapselsprengungen mit dem Resultat, daß weiter 9 Jahre später die Brüste unterschiedlich groß waren, weil ein Implantat ausgelaufen war (doppelwandig, mit Kochsalz in der äußeren Hülle, ausgelaufen war wahrscheinlich nur das Kochsalz). 3. OP, Implantatwechsel.
Ein Jahr später, ein schmerzhafter Knoten in der anderen Brust, Angst vor Carcinom, möglicherweise ausgelaufenem Silicon und sonstigen Katastrophen. Schließlich Implantatwechsel und Knotenentfernung dieser Brust, mit der Diagnose einer zystischen Mastopathie. Nach der OP wahnsinnige Schmerzen, der operierte Busen doppelt so groß wie der andere. Es würde sich schon noch geben, wurde mir gesagt. Ich blieb 2 Wochen in der Klinik, 2 Wochen mit Drainagen, dann Entlassung. Arbeiten konnte ich danach nur mir stärksten Schmerzmitteln, täglich ca. 10 Tabletten waren wochenlang die Regel. 2x pro Woche fuhr ich zum Krankenhaus, um zu hören, es würde sich schon noch geben. Nach 4 Wochen war ich so fertig, daß ich sofort mit der ersatzlosen Entfernung beider Implantate einverstanden war, die Alternative wäre wohl nur gewesen, Suizid zu begehen, weil ich die Dauerschmerzen nicht mehr ertragen konnte.
Mitsamt den Implantaten wurde ein großes Hämatom zwischen BM und Implantat entfernt, welches die Schmerzen verursacht hatte.
Der erste Blick in den Spiegel ohne die Implantate war furchtbar, die Erleichterung kam erst später. Zunächst ging der Streß weiter. Zwei Tage nach Implantatentfernung war die eine Brust wieder so groß wie vorher mit Implantat und schmerzte. Erst nach Tagen habe ich erreicht, daß ein Ultraschall gemacht wurde mit der Diagnose eines großen Hämatoms in der Wundhöhle. Ich sollte wieder vertröstet werden, schließlich habe ich durch Belagerung des OP erreicht, daß eine erneute operative Hämatomentfernung durchgeführt wurde, das war OP Nr. 6, die letzte.
Jetzt bestehen noch Schmerzen im Bereich der Naht an der 5x operierten Brust, damit habe ich mich abgefunden.
Die seinerzeit prognostizierten "hängenden Hautlappen" sind zum Glück ausgeblieben, hätte ich das geahnt,hätte ich mich viel früher zur Entfernung entschlossen. Es wurde auch keine Straffung der Haut gemacht, die Narben sind lediglich etwas länger als früher. Der Busen ist nicht ganz symmetrisch, der 5 x operierte macht einen leicht beschädigten Eindruck und ist ein bißchen kleiner als der andere. Insgesamt ist die Brust kleiner als meine ursprüngliche vor OP Nr. 1 , aber damit kann ich leben (BH-Größe 75 AAAA?). Ich trage BHs mit Schaumstoffeinlagen, die richten deutlich weniger Schaden an als die Implantate. Im Urlaub gehe ich auch ohne BH, den Mut dazu habe ich zu Hause nicht, weil ich die Reaktion der Leute scheue, die meisten kennen mich von früher mit BH-Größe 75 B. Kein Mensch hat mich auf die Veränderung angesprochen, aber ich habe nicht den Mut, meine Geschichte mit allen Konsequenzen offen nach außen zu tragen. Schließlich ist es aber auch die Geheimnikrämerei, die zermürbt, jedenfalls weiß ich, daß das Thema für mich nicht erledigt ist, wahrscheinlich nie erledigt sein wird. Deshalb finde ich es sehr gut, jetzt dieses Forum gefunden zu haben, gebraucht hätte ich es ganz dringend viele Jahe früher.
Ich hoffe auf Eure Resonanz.
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BJ 1950. verh. 158 cm, 51 kg